TK-Anlage lokal oder in der Cloud?

Was passt zu meinem Unternehmen?

18.9.2019 - Ralf Sommerfeld

Moderne IP-Telefonanlagen basieren inzwischen praktisch ausnahmslos auf Software bzw. Firmware und können standortunabhängig auf Servern betrieben werden. IP-Telefone, SIP-Trunks und weitere Dienste lassen sich über das lokale Netzwerk oder das Internet an der TK-Anlage registrieren und nutzen. Für Unternehmen stellt sich die Frage, wo die neue Telefonanlage betrieben werden soll, auch da sich der angebotene Funktionsumfang der verschiedenen Systeme immer weiter angleicht.

 

Was zeichnet eine Inhouse-Lösung aus?

Eine TK-Anlage, die vor Ort im Unternehmen betrieben wird, bezeichnet man auch als On-Premise- oder Inhouse-Telefonanlage. Mit lokalen Lösungen behalten Sie die volle Kontrolle über Ihre IP-Telefonanlage. Mit der Administration vor Ort kann ein im Unternehmen angestellter IT-Administrator oder ein externer Dienstleister beauftragt werden. Gerade Unternehmen in Datenschutz- und sicherheitskritischen Feldern, wie z.B. Banken und Kanzleien, setzen noch auf diesen Ansatz. Am Standort der TK-Anlage werden interne Gespräche über das lokale Netzwerk geleitet, ohne die Internetleitung zu belasten. Des Weiteren können in der Regel SIP-Trunks von beliebigen Anbietern in der TK-Anlage registriert werden.

 

Inhouse, als Software oder mit dedizierter Hardware?

Bei lokalen Telefonanlagen wird zwischen Software-Lösungen und TK-Anlagen mit eigener, dedizierter Hardware unterschieden. Eine Telefonanlagen-Software oder -Firmware wird auf einem Server in einer virtuellen Umgebung, wie z.B. VMware oder Hyper-V, eingerichtet. Man spricht daher auch von einer virtuellen Telefonanlage. Im Falle freier Ressourcen auf einem bereits vorhandenen Server ließen sich so zunächst Hardware-Kosten einsparen. Allerdings ist es möglich, dass Probleme durch andere auf dem Server eingerichtete Dienste entstehen, welche die Telefonie beeinflussen und sogar zu einem Ausfall führen könnten. Daher wird empfohlen, für die Telefonie eigene, von anderen Diensten getrennte Server-Hardware einzusetzen. Hierfür bieten sich TK-Anlagen an, bei denen die Software vom Hersteller auf dedizierter Hardware vorinstalliert und supported wird. 

 

Ausfallsicherheit bei Inhouse-Telefonanlagen

Für den Fall eines Ausfalls bieten Hersteller, sowohl von Software- als auch Hardware-Telefonanlagen, zumeist Lösungen für Hochverfügbarkeit und Ausfallsicherheit an, wo im Notfall ein zweites System einspringen kann. Falls die Telefonanlage als Soft- oder Firmware in einer virtuellen Maschine (VM) betrieben wird, bieten automatische Backups und Snapshots zusätzlich Möglichkeiten zur Wiederherstellung eines stabilen Systemzustandes. In diesem Fall wäre das Vorhalten einer kostspieligen Ersatzanlage nicht erforderlich.

 

Kommt eine Cloud-Telefonanlage für mein Unternehmen in Frage?

Bei einer TK-Anlage, die in einem externen Rechenzentrum betrieben wird, spricht man von einer Cloud-, Hosted-, oder IP-Centrex-Lösung. Anbieter lokaler TK-Anlagen bieten ihre Systeme aufgrund der Software-Basis oft auch als Hosted-Lösungen an. Je nach Anbieter können Kunden zusammen mit der TK-Anlage auch eine Server-Instanz im Rechenzentrum buchen oder müssen dies selbst über einen Drittanbieter erledigen. Zum Beispiel ist bei pascom das Hosting im deutschen Rechenzentrum bereits im Preis inklusive. Alternativ bieten auch viele VoIP-Provider zusätzlich zu ihren Trunking-Produkten eigene Cloud-Telefonanlagen an, die jeweils aber nur die eigenen SIP-Trunks unterstützen. 

 

Ausfallsicherheit bei Cloud-Telefonanlagen

In Bezug auf Ausfallsicherheit verhalten sich Cloud-Telefonanlagen ähnlich wie virtualisierte Inhouse-Telefonanlagen. Erhöhte Ausfallsicherheit bieten etwa redundante Systeme und die Möglichkeit, stabile Systemzustände durch Backups und Snapshots in kurzer Zeit wiederherzustellen. Zu berücksichtigen sind in jedem Fall eine möglichst stabile Internetverbindung mit ausreichender Bandbreite und ggf. die Anbindung eines zweiten Internetanbieters als Backup. SIP-Provider bieten zudem oft automatische Rufweiterleitungen auf Mobiltelefone oder andere externe Endgeräte an, falls die angebundene TK-Anlage nicht erreichbar sein sollte. Durch ihre dezentrale Ausrichtung eignen sich Cloud- und Hosted-Telefonanlagen auch für Filialfähigkeit, Standortvernetzung und Smartphone-Integration. Doch auch die meisten Inhouse-Telefonanlagen decken diese Anforderungen inzwischen ab.

 

Inhouse oder Cloud, welcher Ansatz ist besser?

Eine allgemeingültige Aussage, welcher Ansatz günstiger ist, lässt sich nicht ohne weiteres treffen. Für lokal betriebene Telefonanlagen können höher ausfallen aufgrund hoher Einstiegskosten für die Anschaffung sowie zusätzlicher jährliche Gebühren für Lizenzen und Software-Updates. Im Falle von Software-Lösungen fallen diese Kosten auch dann an, wenn sie als Hosted-Lösung eingesetzt werden sollen. Dem gegenüber stehen aber auch Anbieter, die professionelle Lösungen inklusive dedizierter Hardware im unteren Preissegment anbieten. Auch im Falle von SIP-Providern mit eigenen Cloud-Telefonanlagen kann es große Unterschiede geben. So ist zu beachten, welche einmaligen Einrichtungsgebühren und welche monatlichen Grundgebühren zusätzlich zu den Telefonie-Kosten anfallen. Weitere Unterschiede zwischen Cloud-Telefonanlagen gibt es inbesondere zwischen den Ansätzen Hosted-PBX und IP-Centrex.